
Zink gegen Erkältung - was sagen Studien?
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| Peter Bosshardt
Zink wird da und dort als wirksamer Arzneistoff gegen Erkältungen, insbesondere Viruserkrankungen angepriesen. Nicht selten wird Zink sogar als evidenz-basiertes Medikament bewertet, also als Medikament mit gut belegter Wirkung. Gibt es aussagekräftige Studien zu Zink?
Wieviel Zink taugt wieviel? Zink wird wegen seinem antiviralen Potenzial sehr oft als Ersttherapie bei Erkältungen empfohlen. … einerseits zur Akut-Behandlung im Krankheitsfall... Wenn man bereits krank ist, helfen Zink-Präparate möglicherweise, eine Erkältung etwas schneller wieder loszuwerden. Im Schnitt könnte Zink die Erkrankung um etwa 1-3 Tage verkürzen. Dieser Effekt könnte gemäss einigen Studien bei Dosierungen von über 50mg pro Tag zum Tragen kommen. Das ist eine hohe Tagesdosis. Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit beschränkt die tägliche Dauerdosis auf 25 Milligramm. Rezeptfreie Präparate gibt es bei uns mit 5-15 mg Zink, rezeptpflichtige mit bis zu 30mg …andererseits zur Vorbeugung als Immunsystem-Stärkung … Es ist kaum belegt, dass die präventive Einnahme von Zink das Krankwerden eindeutig verhindert. Diesbezügliche Studien sind unzuverlässig, widersprüchlich und meist nicht sauber angelegt. Zwei Drittel der Probanden erkranken auch mit ausreichend dosierter Zink-Prophylaxe.
Zink und Essen: Zink ist ein für den Menschen notwendiges Spurenelement und wichtig für viele Vorgänge im Körper, auch für die Immunabwehr. Wohl wichtiger als kurzfristige Hochdosen ist die Regelmässigkeit einer Zink-Supplementierung. Ein Zinkmangel ist selten. Weil Zink nicht gut gespeichert werden kann, braucht es aber auf jeden Fall eine regelmässige minimale Zufuhr, sei es über die normalerweise genügende ausgewogene Ernährung oder als Zusatz. Zinkeinnahme: Allgemein wird empfohlen Zink «nüchtern» (ohne gleichzeitige Nahrung und ohne gleichzeitige Medikamente mit Eisen, Calcium oder Magnesium) einzunehmen, da eine gegenseitige Beeinflussung möglich wäre. Am besten morgens früh oder eventuell sogar besser später abends, denn Zink soll auch den Schlaf verbessern. Eine kontinuierliche Einnahme geringster Mengen über den ganzen Tag verteilt, ähnlich wie bei vielen anderen Mineralien und Spurenelementen auch, ermöglicht erst eine maximale Bioverfügbarkeit, das heisst eine möglichst optimale Aufnahme in den Organismus. Übelkeit und Verdauungsbeschwerden als Nebenwirkung Alllfällige Nebenwirkungen wie Übelkeit und Verdauungsbeschwerden sind nicht zu unterschätzen und können schon in üblichen therapeutischen Dosen auftreten. Eventuell deshalb doch nicht nüchtern einnehmen? Und hohe Dosen von 150 bis 300 Milligramm täglich können zu Vergiftungserscheinungen führen. Dazu gehören zum Beispiel Veränderungen der roten und weißen Blutkörperchen.
Das Angebot an Erkältungsmitteln ist riesig, die Wirkung weniger: Erkältungen gehören zu den häufigsten Krankheiten in Beruf, Schule und Alltag. Ein bis vier Mal jährlich ist bei Erwachsenen vollkommen normal, bei Kindern bis zu zehn Mal pro Jahr. Auslöser sind fast immer Viren. Eine bewiesen wirksame Behandlung von Erkältungen existiert bis heute nicht, einzig die Symptome (Beschwerdebilder) können mit geeigneten Medikamenten allenfalls vermindert (gelindert) werden. Erkältungs-Mittel boomen auf dem Markt immer und ganzjährig, Wirksamkeitsbelege sind mager oder fehlen auch oft. Auch Vitamin C schneidet hier weniger positiv ab als viele vermuten. Doch dazu ein andermal.